Es ist nun schon ein paar Jahre her, da die damalige Bundesgesundheitsministerin Julia Klöckner mit dem damaligen Nestlé-Deutschlandchef Marc-Aurel Boersch ein Video veröffentlich hat, in dem sie Nestlé für die Senkung des Zuckeranteils in ihren Produkten lobte.
Sie wurde heftig dafür kritisiert, z.T. auch verspottet, z.B. in der anschließenden Karnevalssession, in der der Mainzer Carneval-Verein die beiden beim Umzug in ein "Liebes-Nestlé" gelegt hat.
Warum wärme ich die Story, die im Internet ausgiebig dargestellt und diskutiert wurde, nun nochmals auf?
Weil es scheinbar nicht ganz so bekannt ist, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, über die Organisation FragDenStaat die Umstände des Treffens zu erfragen und zu veröffentlichen.
Los ging's am 29. April 2019, an dem Hr. Boersch einen Brief an Ministerin Klöckner geschrieben hat. Er wolle sich gerne mal mit ihr treffen, um über Nährwertkennzeichnungen zu diskutieren. Dabei ist interessant, dass gerade Nestlé für die Einführung einer solchen Kennzeichnung (konkret den Nutri-Score) geworben hat und das BMEL gebremst hat. (Was sagt das eigentlich über den Nutri-Score aus, wenn der Hersteller ihn möchte und das Ministerium, dass die Menschen vertritt, nicht?)
Im Hause Nestlé waren wohl die Briefmarken aus, daher wurde der Brief als PDF per Mail ein paar Tage später verschickt (und tatsächlich scheint das wohl wie beim Telefonieren in diesen Kreisen zu sein: man ruft jemanden an, um zu sagen, dass eine wichtige Person diesen sprechen möchte; also hier: man schreibt, dass jemand anders einen Brief geschrieben hat)
Nun passiert erstmal - nichts, also muss Nestlé zwei Wochen später erinnern, und zwar höflichst.
Prompt kommt eine Eingangsbestätigung, aber nichts Konkretes.
Nochmals anderthalb Wochen später (am 28. Mai) wird dann der Termin bestätigt, der im ursprünglichen Brief von Hr. Boersch angefragt wurde, nämlich der 3. Juni. Leider wird auf Telefonate verwiesen, so dass man nicht weiß, was genau passiert ist. Immerhin fällt auf, dass der Terminkalender von Frau Klöckner entweder nicht besonders voll ist oder man dem Treffen doch eine ziemlich hohe Priorität eingeräumt hat.
Für Letzteres spricht, dass vier Tage nach der Terminbestätigung das BMEL in Person des Referatsleiters für Internet und Soziale Medien einen Vorschlag hinterhergeschoben hat.
Dabei ging es um dann um die Videobotschaft. Sie wurde per Mail skizziert, etwa wie folgt:
Die Julia so: "gesunde Wahl soll leichte Wahl sein"
Und der Marc so: "auch wir wollen, dass sich die Verbraucherinnen und Verbraucher bewusst ernähren können. …"
Und so ungefähr kam es ja dann. Kein unwesentliches Detail: die Initiative für das Video ging also tatsächlich vom BMEL aus, nicht von Nestlé.